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EXHIBITION

TRANSCODE!

5. bis 9. September 2019 POSTCITY, Bahnhofplatz 12, 4020 Linz

Ausstellung von Studierenden der Studienrichtung Interface Cultures, an der Kunstuniversität Linz, im Rahmen des Ars Electronica Festivals 2019. Eine Aufforderung zu Fiktion und zu neuen Übersetzungsprozessen unserer Realität „Ist es möglich, dass die Realität nicht nur die Fiktion überholt, sondern ihr vorauseilt, ja vorauseilend ihr zuvorkommt, um die Schäden zu reparieren, die die Fiktion erst anrichten wird?“
Umberto Eco, Das Foucaultsche Pendel Es wird uns gesagt: Unsere Welt verändert sich, unsere Vorstellungen und Bedürfnisse verändern sich und wir verändern uns. Dystopische Visionen von unserem zukünftigen Leben auf diesem Planeten stehen optimistischen, meist technologiegetriebenen Allheilsversprechungen gegenüber und wir sind mittendrin, bedürfnisgesteuert von Mächten und Märkten und versuchen uns verzweifelt zu orientieren.
Lev Manovich postulierte am Beginn des neuen Millenniums, dass wir uns den Computer-Wissenschaften zuwenden sollten, um die Logik der neuen Medien, sprich die neue Logik unserer Welt, zu verstehen. Er führte damals bereits den Begriff des „cultural transcoding“ ein, und verwies auf die universelle Sprach-, Übersetzungs- und Interpretationsmöglichkeit, die Computercodes in Verbindung mit entsprechenden Geräten liefern und auch welche kulturelle Neukonzeption sich über unser Denken und unsere Sprache aufgrund Ontologie, Epistemologie und Pragmatik des Computers manifestiert. Manovich schrieb sein Buch „The Language of New Media“ in einer Prä-Smartphone-Ära. Die Frage, die sich fast zwanzig Jahre danach stellt, ist: Welche Wichtigkeit dem Transcodieren, dem Übersetzen, dem Umwandeln noch immer (oder gerade wieder) gegeben wird? Bzw. anders gefragt: Transcoden wir, weil wir es möchten und weil wir die Werkzeuge dazu selbst entwickeln oder werden wir in die Richtung manipuliert mit vorgesetzten Werkzeugen?
Transcodieren, ein Terminus aus der Informatik, ist die auffordernde Einladung einerseits zu einer Ausstellung junger Kunstschaffender der Abteilung Interface Cultures und andererseits zu einer möglichen aktiven Wandlung unseres Denkens, Funktionierens und „Fiktionierens“. Denn: Transcodierung meint im Herkömmlichen die direkte Konvertierung von einer digitalen Codierung in eine andere, die meist nicht ohne Verlust vonstattengeht. Bedeutet Verlust jedoch nicht eine eingeschränkte Sehweise? Eine Sicht, die zum Beispiel auf Werten wie „das Original“, „das Originäre“, „das Erste und Wahre“ beruht? Was, wenn wir uns auf einen Wandlungsprozess einlassen, der das Original respektiert jedoch die Vorzüge der neuen Lesbarkeit des konvertierten Inhalts überaus schätzt? Inwieweit sollte eine Wandlung nicht auch bestehende Dispositive hinterfragen und bedingen Transcodierungsprozesse nicht auch Vorstellungsvermögen, Mut zur Fiktion und das Verlassen einer Realität und deren Sicherheitsnormen? Bezugnehmend auf das zynische Eingangsstatement von Umberto Eco: Ja, es ist möglich! Denn wir vertrauen auf vorauseilendes Wissen und unterliegen dem Irrglauben, bereits im Vorhinein alles berichtigen zu müssen, was uns in Zukunft passieren könnte. Wir opfern unsere Vorstellungskraft einer Sackgassen-Realität und fühlen uns auch noch ermächtigt dabei. Benötigen wir jedoch nicht Fiktionen, Illusionen und Gedankenkonstruktionen, die nur auf neu übersetzten Realitäten basieren können?
Wissend, dass Technologie nicht unsere Welt retten wird, rufen wir auf zu ungesichertem Transcode! Die Abteilung Interface Cultures der Kunstuniversität Linz feiert ihr 15-jähriges Bestehen im Rahmen der 40-Jahr Feierlichkeiten des Ars Electronica Festivals. Grund genug um sich auf einen umfassenden Wandlungsprozess einzulassen und Prozesse der Transcodierung im Besonderen als auch im Allgemeinen in Form von einer Ausstellung, Performances und Präsentationen sowie diskursiven Herangehensweisen aktuell zu untersuchen. SO 8. September 2019, 13.00 bis 14.30 Uhr
Treffpunkt: POSTCITY, Interface Cultures Expert Tour
Studierende von Interface Cultures stellen ihre Projekte vor, erklären wie sie entstanden sind, und sprechen über die Hintergründe der Arbeiten. Lehrende: Christa Sommerer, Laurent Mignonneau, Manuela Naveau, Maša Jazbec, Fabricio Lamoncha
Michaela Ortner und Gertrude Hörlesberger
Produktions/Design Team: Isabella Auer, Sofia Braga, Wesley Lee, Onur Olgaç, Giacomo Piazzi, Antonio Zingaro "Transcode" Folder.pdf
>>> Projekte der Studierendenausstellung 
ars.electronica.art/aeblog/de/2019/08/12/campus

TRANSCODE!

A call to fiction and to new translation processes of our reality "Is it possible that reality not only overtakes fiction, but precedes it, even anticipates it, in order to repair the damage that fiction will do in the first place? Umberto Eco, The Foucault Pendulum We are told: Our world is changing, our ideas and needs are changing and we are changing. Dystopian visions of our future life on this planet face optimistic, mostly technology-driven promises of salvation and we are right in the middle, driven by powers and markets, desperately trying to orient ourselves. Lev Manovich postulated at the beginning of the new millennium that we should turn to computer science to understand the logic of the new media, the new logic of our world. He already introduced the concept of "cultural transcoding" and referred to the universal possibilities of language, translation and interpretation that computer codes provide in connection with corresponding devices and also to the cultural new conception that manifests itself through our thinking and language on the basis of ontology, epistemology and pragmatics of the computer. Manovich wrote his book "The Language of New Media" in a pre-Smartphone era. The question that arises almost twenty years later is: What importance is (still) given to transcoding, translating, transforming? In other words: do we transcode because we want to and because we develop the tools ourselves, or are we manipulated in this direction with superior tools?
Transcoding, a term from computer science, is the invitation to our exhibition of young artists from the Interface Cultures department of the University of Art and Design Linz on the one hand and to a possible active transformation of our thinking, functioning and “fictioning” on the other. Because transcoding in the conventional sense means the direct conversion from one digital coding to another, which usually does not take place without loss. But doesn't loss mean a limited way of seeing? A view based, for example, on values such as "the original", "the first and true"? What if we engage in a transformation process that respects the original but greatly appreciates the benefits of the new readability of the converted content? To what extent should a transformation not also question existing dispositives and not condition transcoding processes as well as imagination, the courage to fiction and the abandonment of reality and its security norms? Referring to Umberto Eco's cynical opening statement: Yes, it is possible! Because we trust in anticipatory knowledge and are subject to the misbelief of having to correct everything in advance that could happen to us in the future. We sacrifice our imagination to a dead end reality and feel at the same time empowered to do so. But don't we need fictions, illusions and thought constructions that can only be based on newly translated realities?
Knowing that technology will not save our world, we call for unsecured transcode! The Interface Cultures department of the
 University of Art and Design Linz is celebrating its 15th anniversary within the 40th anniversary of the Ars Electronica Festival. Reason enough to embark on a comprehensive transformation process and to examine processes of transcoding in particular and in general in the form of an exhibition, performances and presentations as well as discursive approaches. MO 9 September 2019, 13.00 to 14.30 hours
Meeting point: POSTCITY, Interface Cultures Expert Tour
Students from Interface Cultures present their projects, explain how they were created, and talk about the backgrounds of their work.

Teachers: Christa Sommerer, Laurent Mignonneau, Manuela Naveau, Maša Jazbec, Fabricio Lamoncha
Michaela Ortner and Gertrude Hörlesberger
Production/Design Team: Isabella Auer, Sofia Braga, Wesley Lee, Onur Olgaç, Giacomo Piazzi, Antonio Zingaro "Transcode" Folder.pdf
>>> Projects of the student exhibition 
ars.electronica.art/aeblog/en/2019/08/12/campus

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