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VORTRAG

Biomediale und transmaterielle Arbeiten

11. Mai 2021, 16.00 Uhr ONLINE via Zoom

Die Experimentelle Gestaltung lädt zum Online Gastvortrag mit Klaus Spiess.
Zoom-Meeting beitreten: us02web.zoom.us
Meeting-ID: 826 6202 7547
Kenncode: 440535

In Klaus Spiess´ Installationen/Performances (die mit der Künstlerin und Regisseurin Lucie Strecker sowie Medienkünstlern, Philosophen und Mikrobiologen entstehen) tauschen wahrnehmende Klone und erinnernde Mikroben Informationen mit den unbelebten Zeichen der Kunst, Sprache und Geld aus. Letztere beruhen damit nicht auf willkürlichen Vereinbarungen, wie dies Saussure forderte, sondern auf natürlicher Notwendigkeit. Kunst, Sprache und Geld werden als fühlende, ja tötende Organismen zur Umweltbedingung des Lebens, zum Teil eines energetischen Stoffwechsels der Biosphäre. Diese neue Gemeinschaft von Mikroben, Technik und menschlichen Zeichensystemen zeigt einen Antrieb zu Tausch- und Verwandlung, der sie politisch und komisch macht.

Klaus Spiess habilitierte für psychosomatischen Stoffwechsel an der Medizinischen Universität Wien und gründete ebendort das Programm für Arts in Medicine. Er ist Chair der LASER Art&Science Talks sowie Teil des Art&Science Kollektivs an der Universität California Los Angeles. Er entwickelt 2022-24 das FWF PEEK Projekt "Semiotic Sympoiesis for the Posthuman Commons".

In Hare’s Blood (2015, Prix Ars Electronica, Beall UCI) tötet sich ein aus dem Multiple Hasenblut von Beuys kloniertes lebendes Kunstwerk während einer Auktion, wenn es in Abhängigkeit von seiner Preissteigerung sein Selbstmord-Gen aktiviert. In Reset Dog – Die Stunde des Analysehundes aktiviert das Publikum durch seine Körpertemperatur einen aus dem Zeit-Gen der Haare von Sigmund Freuds Hund synthetisierten Zeitgeber und beendet dadurch zeitgerecht die Freud-Ausstellung im Wiener Belvedere (2015). In der Serie Metabolic /Living Currencies (Click, Helsingör, AIL 2017) wird mittels der Emotionen des Publikums eine durch die Ökologie von Mikroben regulierte Währung entwickelt, die in Disobedient Psychobiotics (2018, Muffat-Halle München) als probiotisches Rektalzäpfchen editiert wird.

In Microbial Keywording/Entangled Speech (2019/20, HKW Berlin, Ars Electronica, ISEA, VAW) kommuniziert das Zoom Publikum via Stimm-Spektrogrammen mit physisch präsenten oralen Mikroben bis eine ökologische Koautorenschaft der Mikroben am Sprechen entsteht. Das jüngste Projekt Hypershit – Welcome to the Fecosphere thematisiert die Auswirkung wiederverwerteten menschlichen Kots auf die Identität und die Symbolisierungsfähigkeit des Empfängers.
Veröffentlichungen zu den Performances www.performance-research.org

Entangled Speech (Spiess & Strecker, 2020)

©️ Klaus Spiess & Lucie Strecker

©️ Klaus Spiess & Lucie Strecker