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VORTRAG

Instabile Ontologien. Klappen und Falten in der Kunst der amerik. Nordwestküstenindianer

23. Mai 2017, 18.00 Uhr Keplersalon, Linz

Vortrag von Bernhard Siegert im Rahmen der Reihe "relatifs".

Seit ihrer "Entdeckung" im 18. Jahrhundert hat die materiale Kultur der amerikanischen Nordwestküste westliche Sammler und Ethnologen fasziniert – insbesondere die einzigartigen Transformationsmasken und der Potlatsch. Die ältere ethnologische Forschung zur Kunst der Nordwestküste (Boas, Mauss, Lévi-Strauss) hat sich vor allem auf die ikonologische Entschlüsselung der Masken und auf die religiöse und soziale Bedeutung ihrer Formen und zeremoniellen Verwendung konzentriert. Die kulturtechniktheoretische Perspektive rückt dagegen die Frage in den Vordergrund, wie die Transformationen, die die Masken performieren, den Maskenträger, die Gemeinschaft, die Geistwesen und die Tiere, Namen, Architekturen und Räume verbinden, um durch die Verarbeitung mimetischer Übertragungen zwischen verschiedenen ontologischen Bereichen eine instabile Wirklichkeit zu stabilisieren. Diese Frage schließt ausdrücklich auch die Analyse des charakteristischen Designs der "Northwest Coast Art" auf der Basis von Operationen des Öffnens, Klappens und Faltens ein. (Bernhard Siegert) Bernhard Siegert ist Gerd-Bucerius-Professor für Geschichte und Theorie der Kulturtechniken an der Bauhaus-Universität Weimar, wo er seit 2008 auch das von ihm mitgegründete Internationale Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie leitet. Zuvor war er wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Ästhetik und Geschichte der Medien am Institut für Kultur- und Kunstwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Literaturforschung Berlin, wo er 1999 mit Wolfgang Schäffner das DFG-Forschungsprojekt "Europa – ein Verbund aus Codes, Medien und Künsten" gründete.
Seit 2013 ist er Sprecher der DFG-Forschergruppe "Medien und Mimesis" an der Bauhaus-Universität Weimar. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Exzessiver Mimesis, High Fidelity und Mimikry, Kultur- und Mediengeschichte graphischer Operationen, Medien des Heiligen und Medien der Architektur. Die Veranstaltungsreihe wird von Karin Harrasser (Kunstuniversität Linz, Kulturwissenschaft), Anne von der Heiden (Kunstuniversität Linz, Kunstgeschichte und Kunsttheorie) und dem Kepler Salon Linz ausgerichtet. Einladung.pdf