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Tiere sehen. Überlegungen zum Tierblick ausgehend von Bill Violas »I Do Not Know What It Is I Am Like«

Eva Verena Fostel
Masterarbeit, 2016
Abteilung für Kunstgeschichte und Kunsttheorie Den Ausgangspunkt dieser Arbeit bildet das Erleben eines zumeist flüchtigen Moments zwischen Mensch und Tier: Das (Einander-)Anblicken. Dem Blick eines Tieres und in weiterer Folge auch dem Tierbild haftet das Enigma des Übermaßes an, dessen ›Zuviel‹ stets in gewisser Art und Weise von einem Anderswo kommt. Die Intensität dieses Erlebens erreicht ihren Höhepunkt im Blick eines Tieres und noch viel mehr – wenn es denn möglich ist – im wechselseitigen Anblicken mit dem Tier. Die vorliegende Arbeit macht Halt an literarischen und theoretischen Positionen, die direkt oder indirekt – so genau ist das nicht immer bestimmbar – den Blick der Tiere zum Thema haben, den Blickwechsel und das Blickverhältnis zwischen Mensch und Tier behandeln, sich am Blick der Tiere entzünden oder in denen das Mensch-Tier-Verhältnis über den Blick der Tiere verhandelt wird. Mittelpunkt der Überlegungen ist dabei die filmische Arbeit »I Do Not Know What It Is I Am Like« (1986) des amerikanischen Videokünstlers Bill Viola.
Der Blick ist als Leitkategorie dieser Arbeit definiert. Hinter dieser Prämisse steht die Überzeugung, dass sich sowohl das subjekt- als auch das kulturtheoretische Verhältnis zwischen Mensch und Tier wechselseitig aus visuellen Strukturen speist und in diesen Symptomatiken ausbildet. Es sind die dabei hervorgebrachten Bilder und die ihnen zugrundeliegenden Blickstrukturen, die einerseits von einem spezifischen Mensch-Tier-Verhältnis erzählen, andererseits aber – und hierauf liegt ein Fokus der Arbeit – vor allem davon zeugen, wie der Mensch zu seinem ›Ich‹ und die Menschheit zu ihrem ›Menschlichsein‹ kommt. Die vorliegende Arbeit stellt also sowohl subjekttheoretische als auch kulturtheoretische Überlegungen an, die alle vor dem Hintergrund der einen Frage stehen: Was liegt im Blick des Tieres?
Bill Viola: I Do Not Know What It Is I Am Like, Videotape (Filmstill), 1986. Rainer Maria Rilke: Die achte Elegie.