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Kunstuniversität Linz gedenkt rund um den 5. Mai der NS-Opfer

Anlässlich der 79. Wiederkehr der Befreiung des KZ-Mauthausen nehmen Rektorat, Lehrende und Studierende am Gedenkzug teil. Auf die Brückenkopfgebäude am Linzer Hauptplatz werden die Namen der NS-Opfer projiziert und ein Symposium widmet sich der Erinnerungskultur.

Die Kunstuniversität Linz nimmt auch heuer am Gedenkzug anlässlich der 79. Wiederkehr der Befreiung des KZ-Mauthausen teil. Der Delegation um Rektorin Brigitte Hütter und Vizerektorin Gitti Vasicek schließen sich Studierende, Lehrende sowie Mitarbeiter*innen an.

Historischer Hintergrund: Die Kunstuniversität Linz ist in den Brückenkopfgebäuden untergebracht, die einst von Adolf Hitler im Rahmen seines Prestigeprojekts der Umgestaltung von Linz zur „Führerstadt“ initiiert und ab 1940 gebaut wurden. Um das Projekt zu realisieren, wurden Enteignungen jüdischer Anwohner*innen durchgeführt. Für die Kunstuniversität Linz, die die Gebäude nach ihrer Adaptierung nutzt, ergibt sich daraus eine dauerhafte Verpflichtung, Geschichte lebendig zu halten. Der Tag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 5. Mai ist für die Kunstuniversität Linz eine jährlich wiederkehrende Gelegenheit, geschichtliche und geschichtspolitische Themen öffentlich zu diskutieren.

Deswegen werden in Kooperation mit der Ars Electronica und dem Mauthausen Memorial am 3. und 4. Mai unter dem Titel „#eachnamematters“ erstmals auf die Fassaden der Kunstuniversität Linz hauptplatzseitig sowie durchfahrtsseitig die Namen der Opfer des KZ Mauthausen projiziert, die Lichtinstallation findet jeweils zum Einbruch der Dunkelheit, zwischen 20.30 und 24.00 Uhr statt. Vermittler*innen der KZ-Gedenkstätte Mauthausen sind vor Ort, um den Zuschauer*innen die Hintergründe des Projekts näherzubringen.

Ein dreitägiges Symposium mit dem Titel „PASS(ED) ON“ des DOC-teams Ana de Almeida, Lena Ditte Nissen und Elif Süsler-Rohringer, unterstützt von der AG Gebäudegeschichte, widmet sich zudem der Erinnerungskultur. Internationale Forschende setzen sich hier mit Archivarbeit, Narrativen der Migration, dem familiären Erbe von Nationalsozialistinnen u. v. m. auseinander. Dazu Vizerektorin Karin Harrasser: „Die Dimension des vernakulären Erinnerns, also der Tradierung von Gewalterfahrung und von Geschichte jenseits offizieller Kanäle — zum Beispiel in der Familie oder innerhalb von Freundschaftsnetzwerken — wurde bisher nicht genügend untersucht. Dass sich das DOC-team des Themas so engagiert und künstlerisch-forschend annimmt, kommt zur rechten Zeit und verbindet sich sehr gut mit den Aktivitäten der AG Gebäudegeschichte.“

Ein sichtbares Mahnmal hat die Kunstuniversität Linz unlängst gleich bei ihrem Haupteingang angebracht: Gegen Totalitarismus und Gewalt sowie gegen Rassismus und Antisemitismus spricht sich eine Inschrift am westlichen Brückenkopfgebäude aus. Dazu wird daran erinnert, dass die beiden Gebäude der Kunstuniversität während des Nationalsozialismus „auf zuvor enteignetem Grund vertriebener Bewohner*innen für das totalitäre Regime mit Zwangsarbeit errichtet“ wurden.

In enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt hat die universitäre Arbeitsgemeinschaft Gebäudegeschichte Text und Gravur für das Mahnmal festgelegt. Als Mieterin der beiden Monumentalbauten mit NS-Vergangenheit sieht sich die Kunstuniversität verpflichtet, für die Öffentlichkeit ein sichtbares Zeichen zu setzen, dass man sich heute als Ort „der Bildung und Vielfalt, der Diskussion und Solidarität“ begreift. Demnächst erfolgt die offizielle Einweihung, dabei wird auch das Buch „Ver/störende Orte“ vorgestellt.

Gedenkzug anlässlich der Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen

5. Mai 2024, 11.00 Uhr
Internationale Befreiungsfeier: „Recht und Gerechtigkeit im Nationalsozialismus“
Veranstaltung des Mauthausen Komitee Österreich in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen
Erinnerungsstraße 1, 4310 Mauthausen

#eachnamematters - Installation in Kooperation mit Ars Electronica und dem Mauthausen Memorial

Freitag, 3. Mai, 20.00 Uhr
Begrüßung und Fototermin u. a. mit Barbara Glück, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Rektorin Brigitte Hütter und Gerfried Stocker, Künstlerischer Leiter / Geschäftsführer der Ars Electronica beim Infopoint der Kunstuniversität Linz, Hauptplatz 6

3. und 4. Mai 2024, jeweils ab 20.30 Uhr bis 24.00 Uhr
Projektionen und Verlesung der Namen von NS-Opfern auf den Fassaden der Kunstuniversität Linz

Symposium PASS(ED) ON - Narrativization of vernacular archives within intergenerational and transnational memory transfer

6. bis 8. Mai 2024
Kunstuniversität Linz, Hauptplatz 6, 5. OG, Glashörsaal C und D, die Konferenzsprache ist Englisch
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Pressefotos

Zum vierten Mal präsentiert die KZ-Gedenkstätte Mauthausen am 3. und 4. Mai 2024 in Kooperation mit Ars Electronica die Installation #eachnamematters, diesmal auf den Fassaden der Kunstuniversität Linz. In den vergangenen Jahren fand #eachnamematters in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, auf Arealen des ehemaligen KZ Gusen statt, bzw. am Memorial de Gusen in Langenstein und vor dem Stollensystem „Bergkristall“ in St. Georgen. © Markus Hechenberger
Die Inschrift an der Kunstuniversität Linz als Mahnmal an die Gräuel des NS-Regimes. © Mark Sengstbratl