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wein.landschaft

Clemens Bauder, Klaus Michael Scheibl
Realisiertes Projekt | SS  2010
Architektur Einleitung. Das oder so ähnliches müssen die Schweizer Architekten des LENTOS (Weber und Hofer, Zürich) im Kopf gehabt haben, als sie vor 12 Jahren den Wettbewerb für das Kunstmuseum Lentos gezeichnet hatten. Das herausgeschnittene Volumen des Museums wurde als urbaner Platz und offene Halle gedacht. wein.landschaft nimmt's beim Wort und macht hier einfach weiter. Knallt rotzig frech 1.500 Europaletten unters Dach und schafft damit eine einzigartige stadträumliche Situation.

Unter der Brücke. Clemens Bauder und Klaus Scheibl, Architekturstudenten der Kunstuniversität Linz, sind verantwortlich für diese Inszenierung rund um 23 Winzer und Winzerinnen und 250 Weinsorten. Mit ausgeprägter Lust zum Trash, mit gekonnter Rauhigkeit oder in Anklang zu Arte Povera (wir befinden uns immerhin unter einem Kunstmuseum) haben sich die zwei auf im wesentlichen 3 Materialien beschränkt: gebrauchte und ergraute Europaletten, weiße Kunststoffnetze und weiße Eternitplatten. Und rund 850 qm Platz, viel Wein und Menschen und der Zufall. Die Position der Türme, Tische,Bänke und raumbildenden Elemente wurde nämlich erst – Nonchalance oblige – während der Aufbauphase und vor Ort definitiv positioniert. So konnte die Wirkung unmittelbar und im Detail überprüft werden. Der Einsatz der rauhen und weinbauaffinen Materialien schafft die gewünschte Authentizität und spannt den sinnlichen Bogen von der herben Produktion zur feinen Degustation. Das was die zukünftigen Architekten Bauder und Scheibl jedoch wirklichantreibt, ist vorübergehend Stadt zu schaffen: wein.landschaft gliedert sich in eine Serie von internationalen Projekten, die alle mit urbanen Installationen eingespielte kollektive Wahrnehmung in Frage stellen und gleichzeitig neue soziale Konstellationen erzeugen.

Überraschung. Das Ergebnis sind Zwischenräume, Zufall und Überraschung. Übliche Ausstellungsformen werden aufgelöst – die gestreute Positionierung der Tische und Stationen schaffen eine labyrinthartige Situation, die Lage des „Marktstandes“ wird demnach zweitrangig. Die fein gesetzte Unordnung erfordert Spontanität in der Auswahl, der Besucher wird angeregt eher zufällig zu flanieren und an den gewünschten Stationen innezuhalten: Weindegustation als Entdeckungsreise! wein.landschaft ist offen für jede und jeden ist aber ein privates Event und demnach eingegrenzt. Die Drinnen sehen nach Draußen, die Draußen beobachten die Drinnen. In dieser Wechselwirkung frägt sich natürlich wo der öffentliche Raum beginnt und wo er endet und weiter wo und was hier Kunst ist? Und: Handelt es sich nicht womöglich um einen Käfig für Gourmets und Sommeliers? Bei all diesen Fragen erlaubte ein rettender Blick an die gläsern-spiegelnde Decke kurz über die eigene - offensichtlich schwierige - Lage zu reflektieren. Das verspricht bei fortgeschrittener Degustation besonders interessant zu werden. Text: © Lorenz Potocnik Präsentation
Fr, 7. und Sa, 8. Mai 2010 im Lentos Kunstmuseum Linz

Kooperationspartner
Lentos Kunstmuseum Linz

Entstehungszeitraum
SS 2010