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VORTRAG

BASEhabitat – Ziele und Programmatik

20. Jänner 2015, 19.00 Uhr Gumpendorferstraße 63b, 1060 Wien

Vortrag von Prof. Roland Gnaiger, Leiter der Abteilung Architektur, über BASEhabitat bei „Architektur ohne Grenzen Austria“. BASEhabitat ist ein Werkstudio für das Bauen in Entwicklungsländern an der Kunstuniversität Linz, wurde 2004 gegründet und hat seit 2012 den Status eines UNESCO-Lehrstuhls für Lehmbau. BASEhabitat ist eine eigenständige Organisationseinheit, die eng an das Architekturstudium angebunden ist.
Ca. 40 % der Architekturstudierenden wollen wegen BASEhabitat zum Studium nach Linz. Unter den ausländischen Studierenden ist dieser Prozentanteil noch höher. Roland Gnaiger ist der Gründer und Leiter von BASEhabitat.
BASEhabitat – architecture for development“ ist aus dem Bedürfnis junger ArchitektInnen entstanden, „etwas bewegen zu wollen“, um nicht länger im Hamsterrad einer kapitalistischen Wirtschafts- und Wertewelt mitzulaufen. Es ist das Ergebnis der Suche nach sinnvoller und sinnstiftender Arbeit und der Auflösung des absurden Entweder-Oder von Nützlichkeit und Schönheit in der Architektur. Aus Sicht der Architekturlehre zeichnen BASEhabitat-Projekte ihr unmittelbarer Zugang zur Architektur aus, eine gründliche Recherche und Analyse, solide bautechnische Grundlagen und die Übersetzung großer Ideale in eine gediegene und angemessene Entwurfspraxis.
BASEhabitat bestätigt die Überlegenheit des „learning by doing“ und integriert architektonisches Fachwissen in eine immer komplizierter und gleichzeitig gleichförmiger werdende Welt.
BASEhabitat relativiert die eurozentrierte Sicht auf Dinge, sprengt die eingeschränkte kulturelle Wertewelt und vermittelt (implizit) kulturelle und soziale Kompetenz. Dabei ist BASEhabitat kein Sozialprojekt! BASEhabitat versteht Architektur als die Kulturtechnik der Klimabeherrschung, der Raumgestaltung und der gesellschaftlichen Organisation. Mit seinen Bauten beweist BASEhabitat, dass diese Ziele unabhängig vom Klimaraum, den lokalen Verhältnissen und den finanziellen Voraussetzungen erreichbar sind. Stenogramm:
BASEhabitat hat zwei Tätigkeitsfelder und vier programmatische Säulen:   Die Tätigkeitsfelder:
> Die Lehre – Sie vermittelt neben theoretischen Grundkenntnissen die elementaren Techniken des Lehm- und Bambusbaus in Form von drei- bis 14-tägigen Workshops mit bis zu 100 Beteiligten von allen Kontinenten. (40 Nationen waren bisher an BASE-Workshops beteiligt.)
> Die Baupraxis – in deren Rahmen bisher zwölf Projekte auf drei Kontinenten realisiert wurden und ca. zehn Planungen auf eine Verwirklichung warten. Die Träger und AuftraggeberInnen der zumeist sozial ausgerichteten Bauaufgaben sind NGOs. Die Planungen erfolgen im Rahmen des Architekturstudiums und in Form von Semesterprojekten der Kunstuniversität Linz.

Die vier programmatischen Säulen:
Klima
(-gerechtes Bauen)
Material (aus lokalen Ressourcen)
Integration (in den kulturelle Kontext)
Schönheit (unabhängig vom Wohlstand) Professor Gnaiger wird weniger die BASEhabitat-Projekte in den Vordergrund seiner Ausführungen stellen als die aus dieser Arbeit erwachsenen Erfahrungen und deren Bedeutung für die Architektur ganz allgemein, für das Berufsbild und die Architekturlehre.

BASEhabitat Summer School, Foto © Philipp Steiner

BASEhabitat Summer School, Foto © Philipp Steiner