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Fremdlinge

Ausstellungsprojekt, 2014
Bildhauerei - transmedialer Raum
Zur Ausstellung des Bereichs Bildhauerei-transmedialer Raum der Kunstuniversität Linz in der Max-Gandolph-Biblio­thek der Residenz Salzburg
Am Abend tönen die herbstlichen Wälder
Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen
Und blauen Seen, darüber die Sonne
Düster hinrollt; umfängt die Nacht
Sterbende Krieger, die wilde Klage
Ihrer zerbrochenen Münder.
Doch stille sammelt im Weidengrund
Rotes Gewölk, darin ein zürnender Gott wohnt,
Das vergossne Blut sich, mondne Kühle;
Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.
Unter goldnem Gezweig der Nacht und Sternen
Es schwankt der Schwester Schatten durch den schweigenden Hain,
Zu grüßen die Geister der Helden, die blutenden Häupter;
Und leise tönen im Rohr die dunkeln Flöten des Herbstes.
O stolzere Trauer! ihr ehernen Altäre,
Die heiße Flamme des Geistes nährt heute ein gewaltiger Schmerz,
Die ungebornen Enkel.
Georg Trakl „Grodek“ 1914

Der 1887 in Salzburg geborene Georg Trakl, dessen 100. Todestag untrennbar mit dem Ausbruch des Ersten Welt­kriegs in Europa verbunden ist, gilt bis heute als einer der bedeutendsten Dichter des deutschsprachigen Raumes. Die von ihm 1914 erlebten Gräueltaten bei der Schlacht von Grodek zwischen Österreich-Ungarn und Russland, die Unmöglichkeit seinen Kameraden zu helfen und die Erhängung von Partisanen, verstärkten die Schizophrenie Trakls. Bereits wenige Wochen nach dem Ausbruch des ersten Weltkrieges beging er in einem galizischen Militärhospital, in das er aufgrund seines Geisteszustandes eingeliefert worden war, Selbstmord durch eine Überdosis Kokain.

Dem Gedicht „Grodek“ in dem Trakl seine Schlachterlebnisse im Ersten Weltkrieg schilderte, waren unzählige Werke mit ähnlicher dunkler Bildsymbolik vorangegangen, die den heraufziehenden Krieg antizipierten.

Die intensive Auseinandersetzung mit Zeit, Werk und Biografie des Autors diente als Grundlage für die Studieren­den, zeitgenössische skulpturale Arbeiten zu entwickeln, ohne dabei die expressive Bildsprache der Gedichte Trakls zu illustrieren. Technik, Format und Material wurden von den jungen KünstlerInnen entsprechend ihrer Projekte ausgewählt. Auch die Entscheidung, sich in der Auseinandersetzung mit Georg Trakl auf ein bestimmtes Gedicht, einen ganzen Zyklus, eine Methodik des Schreibens oder auf biografische Ereignisse des Dichters zu konzentrieren, war den Studierenden freigestellt.

Die Ausstellung „Fremdlinge“ wurde vom 28. Mai -  4. Juni 2014 in der Gandolph-Bibliothek / Salzburg Museum, Salzburg, gezeigt. Zur Ausstellung erschien ein Katalog.

Mit Arbeiten von

Verena Ebner, Anna Fessler, Markus Gumpinger, Anja Haidecker, Eveline Handlbauer, Julia Heinisch, Rico Hentschel, Niko Hofbauer, Camille Holowka, Elena Karatcheva, Birgit Koblinger, Twana Kushnau, Lukas Matha, Felix Pöchhacker, Sara Reichl, Corinna Rudlstorfer, Raiko Sanchez, Michael Schwarz, Maria Valerie Stockhammer, Felix Sturm, Mariya Zhariy

Newsartikel
© Anja Haidecker
© Anna Fessler
© Birgit Koblinger
© Camille Holowka
© Corinna Rudlstorfer
© Eveline Handlbauer
© Felix Pöchhacker
© Felix Pöchhacker
© Julia Heinisch
© Lukas Matha
© Maria Stockhammer
© Mariya Zhariy
© Michael Schwarz
© Nico Hofbauer
© Rico Hentschel
© Raiko Sanchez
© Sara Reichl
© Twana Kushnau
© Twana Kushnau
© Verena Ebner
© Rainer Iglar