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Schmuck und das Schmücken

Eva Daxl, Claudia Gamper, Elke Punkt Fleisch, Katerina Jiroutova, Wolfgang Kemptner, Weizhao Li, Julia Weinknecht
Jahresprojekt 2008 / 2009
Keramik

Durch eine begriffsbezogene Herangehensweise soll ersichtlich werden, wie sehr wir in unserem lebensweltlichen Alltag und Bewusstsein tatsächlich immer wieder damit konfrontiert sind, wo etwas anfängt oder aufhört Schmuck und das Schmücken zu sein. In diesem Kontext werden auch verschiedene inhaltliche Bedeutungen, welche sich auf psychologische und existentielle Bereiche beziehen, analysiert und hinterfragt.
Das Bedürfnis des Menschen, andere Personen anzulocken, um diese für sich einzunehmen und umgarnen zu können, ist das Thema, mit dem sich Eva Daxl befasst. Ihre "Männerfänger-Kassandra", mit aktiv, fast unsichtbar ausgelegten Drähten, an deren Enden sich Spitzenbüstenhalter aus Porzellan als Lockmittel befinden, soll dazu verführen, diese zu berühren und in die Hand nehmen zu wollen, um sich schließlich in den Drahtgespinsten zu verfangen und nicht mehr frei zu kommen. Die Figur im schillernden Kleid ist symbolhaft und steht für den Anspruch einer Gesellschaft. Zugleich ist sie aktiver Bestandteil des Spiels zwischen verstecktem Anlocken und direktem Frontalangriff auf die Männerwelt im speziellen und die Gesellschaft im allgemeinen in unserer auf Äußerlichkeiten bedachten Zeit. Mit dieser Arbeit gelingt es Eva Daxl, sich von der schmückenden Funktion des Schmucks zu emanzipieren.
In ihrer Bachelorarbeit "Leben aus dem Feuer", nimmt Weizhao Li Bezug auf den Mythos Phönix, indem sie in die Gestaltung symbolische Elemente integriert. Mitunter geht es ihr dabei um die Verflechtung von einem Schal und Schmuck zu einer untrennbaren Einheit. Durch die Geschmeidigkeit des Schals ist der Schmuck besonders anpassungsfähig und schmiegt sich leicht an die Konturen des Körpers an. Die Symmetrie und Haltung, sowie die Bewegung des Körpers, hat einen wesentlichen Einfluss auf das Tragen und die Wirkung des Schmucks. Die intensiv glänzenden Oberflächen der transparent glasierten, halbkugeligen Porzellanformen, besitzen die Eigenschaft, Licht einzufangen und gleichsam zu reflektieren, um es an die, diesen Schmuck tragende Person weiter zu geben. 
Schmuck ist ebenso wie Kleidung eine Form der Kommunikation und Ausdrucksmittel, um sich in einem bestimmten gesellschaftlichen Umfeld zu integrieren oder sich davon zu differenzieren. In Hawai heißt Vagina "Punami", was übersetzt "himmlische Blüte" bedeutet. In einem japanischen Lied der Geishas wird das weibliche Geschlechtsteil als Blume besungen. Junge Geishas schminken sich nicht nur ihr Gesicht, sondern tragen auch im Nacken Bemalungen, welche Schamlippen symbolisieren. Ältere Geishas hingegen haben es nicht mehr nötig, sich hinter einer Maske zu verstecken und verzaubern durch ihre natürliche Anmutigkeit. Als Inspiration für die Malerei auf dem "Kimono" aus Seide, dienen Elke Punkt Fleisch medizinische Illustrationen der Vagina, welche so arrangiert sind, dass daraus Blumenmuster entstehen.
Betreuung
Univ.-Doz. Mag.art. Ingrid Smolle

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